Kastration beim Hund: alles Wichtige auf einen Blick

Tierarzt desinfiziert den Bauch vom Hund, für die bevorstehende OP.
©Jaaebaby Q Taro / Shutterstock

Es ist weit verbreitet Hunde, die nicht der Zucht dienen, zu kastrieren. Das bedeutet allerdings nicht, dass eine Kastration zwingend erforderlich ist. Dementsprechend weit gehen die Meinungen bei dieser Frage auch auseinander.

Wenn du darüber nachdenkst, deine Fellnase zu kastrieren, findest du in diesem Artikel einen Überblick über alles Wichtige. Wir erklären dir unter anderem, welche Vorteile eine Kastration hat, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist und welche Alternativen es gibt.

Warum das Kastrieren sinnvoll sein kann

In erster Linie dient die Kastration natürlich dem Verhindern einer ungewollten Fortpflanzung. Davon abgesehen gibt es jedoch noch einige weitere Vorteile, von denen unter Umständen auch du und dein Hund profitieren könnt. Das gilt sowohl für Rüden als auch für Hündinnen.

Vorteile für den Rüden

Durch eine Kastration kann Hodenkrebs sowie einigen Prostata-Erkrankungen vorbeugt werden. Darüber hinaus sind kastrierte Rüden im Allgemeinen entspannter und lassen sich von läufigen weiblichen Artgenossen nicht so schnell aus der Ruhe bringen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass eine Kastration das richtige Mittel gegen eventuell aggressives Verhalten bei deinem Hund ist. Denn auch wenn sich diese Annahme hartnäckig hält, ist in diesem Fall konsequente Erziehung deinerseits gefragt.

Vorteile für Hündinnen

Auch bei Hündinnen bringt eine Kastration gesundheitliche Vorteile. Hier dient sie insbesondere der Vorbeugung von Tumoren an der Milchleiste sowie einer Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra). Wird die Kastration vor der ersten oder zweiten Läufigkeit durchgeführt, reduziert sich zudem das Risiko einer Erkrankung an Brustkrebs deutlich.

Davon abgesehen wird eine kastrierte Hündin natürlich nicht mehr läufig. Somit bleiben die üblichen Begleiterscheinungen wie Blutungen, Ausfluss und Verhaltensänderungen während dieser Zeit aus.

Der richtige Zeitpunkt

Prinzipiell ist eine Kastration in jedem Alter möglich. Allerdings macht eine Frühkastration nur in Ausnahmefällen Sinn. Denn wird eine Hündin vor der ersten Läufigkeit kastriert, sinkt zwar das Risiko für Mammatumore nahezu auf null. Allerdings ist ihre körperliche und geistige Entwicklung zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig abgeschlossen.

Aus diesem Grund empfehlen wir dir, die erste Läufigkeit (je nach Rasse zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat) abzuwarten und erst dann eine Kastration in Erwägung zu ziehen. Der Eingriff kann dann übrigens frühestens zwei Monate nach der Läufigkeit durchgeführt werden.

Ähnlich sieht es bei Rüden aus. Schließlich müssen auch diese sich zunächst körperlich und geistig entwickeln. Ein zu frühes Kastrieren verhindert das und verursacht zudem in vielen Fällen ein auffällig aggressives Verhalten. Aus diesem Grund solltest du bei einem Rüden mit der Kastration warten, bis dieser den zwölften Lebensmonat vollendet hat.

Mit diesen Kosten musst du rechnen

Wenn du planst, deinen Hund kastrieren zu lassen, solltest du dir von mehreren Tierärzten Angebote einholen. In der Regel bewegen sich die Preise in einem Bereich von ungefähr 100 bis 400 Euro.

Wie viel du genau zahlen musst, hängt neben dem Körperbau deiner Fellnase vor allem vom Geschlecht ab. Denn bei Hündinnen ist der Aufwand ungleich größer als bei Rüden, was sich natürlich auch in höheren Kosten für die Kastration bemerkbar macht.

Unterschied zwischen Rüde und Hündin

Prinzipiell dient die Kastration bei beiden Geschlechtern dem gleichen Ziel. Sie nimmt deiner Fellnase die Fähigkeit, sich fortzupflanzen. Beim Rüden werden zu diesem Zweck die Hoden entfernt, während der Hündin ihre Eierstöcke entnommen werden.

Bei älteren Hündinnen, sowie Tieren mit entsprechenden Erkrankungen, wird bei der Operation zusätzlich auch die Gebärmutter entfernt. Aufgrund der offensichtlichen anatomischen Unterschiede ist der Eingriff bei Hündinnen stets aufwändiger und risikoreicher als bei Rüden.

Unterschied zur Sterilisation

Häufig ist zu lesen, dass mit dem Begriff Sterilisation die Kastration von Hündinnen gemeint ist. Das ist jedoch nicht korrekt. Denn bei einer Sterilisation handelt es sich um einen vollkommen anderen Eingriff, der, ebenso wie eine Kastration, sowohl bei Rüden als auch bei Hündinnen durchgeführt werden kann.

Während dein Hund beim Kastrieren entweder seine Hoden oder seine Eierstöcke entfernt bekommt, werden beim Sterilisieren lediglich die Samen- beziehungsweise Eileiter durchtrennt. Dadurch kommt es zu keinen Veränderungen hinsichtlich des Sexualtriebs. Dein Hund verliert lediglich die Fähigkeit, sich fortzupflanzen.

So läuft die Operation ab

Bevor die Operation durchgeführt werden kann, prüft der Tierarzt natürlich, ob deine Fellnase auch operationstauglich ist oder mögliche Krankheiten oder ähnliches dagegen sprechen. Zudem ist für mindestens 12 Stunden vor dem Eingriff fasten angesagt.

Eine Kastration wird bei Hunden stets unter Vollnarkose durchgeführt. Wie beim Menschen passt der Tierarzt die Dosis der Narkosemittel individuell an deinen Hund an, um so die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Ablauf bei Hündinnen

Zunächst wird der Bereich, in welchem der Schnitt erfolgt, rasiert und desinfiziert. Nachdem der Bauch geöffnet wurde, können die Gebärmutter sowie die Eierstöcke vorgelagert und die Eierstöcke entfernt werden. Ist das erledigt, wird die Gebärmutter wieder in ihre Ausgangsposition gebracht und der Bauch geschlossen.

Ablauf bei Rüden

Auch beim Rüden muss der Bereich der Operation zunächst desinfiziert und rasiert werden. Nun wird der Hodensack aufgeschnitten, der Samenstrang abgebunden und der Hoden entfernt. Im Anschluss daran wird die Wunde geschlossen.

Sowohl bei Rüden als auch bei Hündinnen werden die äußeren Nähte in der Regel mit Fäden, welche nach ungefähr 10 Tagen entfernt werden können, genäht. Die Operation an sich dauert bei Rüden etwa 20 bis 30 Minuten und bei Hündinnen ungefähr eine Stunde. Bis dein Hund aus der Narkose erwacht, vergehen danach in der Regel noch weitere ein bis zwei Stunden.

Ein Hormonchip als Alternative

Bei Rüden besteht neben der operativen Kastration die Möglichkeit einen Hormonchip zu implantieren. Diesen bekommt dein Hund unter die Haut im Nacken eingesetzt. Er enthält Deslorelin, welches dem körpereigenen Gonadotropin-Releasing-Hormon ähnelt. Das Deslorelin wird nach und nach an den Körper deiner Fellnase abgegeben und macht ihn auf diese Weise unfruchtbar.

Bis die Wirkung eintritt, vergehen jedoch einige Wochen. Da das Implantat die Produktion von Testosteron beeinflusst, verschwindet auch der Sexualtrieb deines Hundes wie bei einer normalen Kastration.

Vorteile der chemischen Kastration:

  • Die Wirkung verschwindet nach sechs bis zwölf Monaten. Somit kannst du testen, ob eine endgültige Kastration für dich infrage kommt.
  • Es ist keine größere Operation mit Vollnarkose nötig. Mögliche Komplikationen durch den Eingriff sind somit praktisch ausgeschlossen.
  • Dein Hund wird auch ohne Operation ruhiger und entspannter.

Nachteile der chemischen Kastration:

  • Ist dein Hund sehr leicht und wiegt weniger als 10 Kilo, kann die Wirkung des Chips entsprechend länger anhalten.
  • Es ist nicht abschließend belegt, ob die Zeugungsfähigkeit in jedem Fall wieder gegeben ist, sobald die Wirkung des Hormonchips nachlässt.
  • Für Vierbeiner mit Hodenkrebs ist eine chemische Kastration nicht empfehlenswert.

Fazit

Jede Operation birgt natürlich ein gewisses Risiko für Komplikationen, die zum Beispiel durch die Narkose oder während des Eingriffs entstehen können. Allerdings ist eine Kastration ein Routineeingriff, bei dem das Risiko entsprechend gering ausfällt. In einigen Fällen kann es in Folge der Kastration auch zu Inkontinenz kommen, wobei diese bei Hündinnen häufiger auftritt.

Dennoch ist eine Kastration oft sinnvoll und bietet neben dem Verhindern der Fortpflanzung auch einige gesundheitliche Vorteile. Ob sie für dich und deine Fellnase infrage kommt, musst du letztlich jedoch selbst entscheiden.

Schreibe einen Kommentar