Blindenhunde

Blindenhunde
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Blindenhunde führen Menschen mit einer Sehbehinderung zuverlässig durch den Alltag. Sie helfen ihnen dabei, den Weg zu finden sowie möglichen Hindernissen auszuweichen. Betroffene haben so die Möglichkeit, am Alltag teilzunehmen und sich trotz ihres Handicaps sehr sicher in der Öffentlichkeit zu bewegen.

<b>Das Wichtigste auf einen Blick:</b>
  • Die Ausbildung zum Blindenhund dauert rund 1,5 Jahre, in denen der Vierbeiner mehr als 70 verschiedene Kommandos erlernt.
  • Halter eines Blindenhundes müssen dazu in der Lage sein, das Tier stets unter Kontrolle zu halten und ihm korrekte Anweisungen zu geben.
  • Die Anschaffungskosten liegen bei bis zu 30.000 Euro und werden unter bestimmten Voraussetzungen von der Krankenkasse übernommen.
  • Blindenhunde gehen in einem Alter von ungefähr sieben bis zehn Jahren in den Ruhestand und müssen dann von einem jüngeren Tier ersetzt werden.

Die Fähigkeiten eines Blindenführhundes

Blindenführhunde haben die Aufgabe, blinde Menschen, beziehungsweise Personen mit stark beeinträchtigtem Sehvermögen sicher durch vertraute und fremde Umgebungen zu führen.

Sie suchen auf Kommando zum Beispiel Türen, Briefkästen, Zebrastreifen oder Treppen und helfen ihrem Halter dabei, Hindernissen wie anderen Fußgängern oder parkenden Autos auszuweichen. Dabei erkennen sie sogar Hindernisse, die nur für ihren menschlichen Begleiter ein Problem darstellen.

Um einen Blindenhund zu navigieren, sind sogenannte Hörzeichen erforderlich. Dabei handelt es sich um akustische Kommandos, wie zum Beispiel “Türe anzeigen” oder “nach rechts”, mit denen der Besitzer seinem Vierbeiner Anweisungen erteilt.

Professionell ausgebildete Blindenführhunde beherrschen meist über 70 solcher Hörzeichen. Um die erlernten Fähigkeiten beizubehalten, ist regelmäßiges Training durch den Halter sehr wichtig.

Ungehorsam schützt vor Gefahren

Blindenführhunde sollen zwar zuverlässig auf die Anweisungen ihres Halters reagieren, haben gleichzeitig jedoch auch gelernt, Befehle falls nötig zu verweigern. Durch diese Form des intelligenten Ungehorsams können sie verhindern, dass sich ihr Besitzer unbemerkt in Gefahr begibt und zum Beispiel auf eine befahrene Straße läuft.

Wichtige Regeln für den Umgang mit Blindenhunden

Auch wenn die Hilfe durch den Blindenhund im Alltag oft groß ist, liegt die Verantwortung für das Tier dennoch stets bei seinem Halter. Dieser muss jederzeit die Kontrolle behalten sowie dazu in der Lage sein, seinem Hund die richtigen Anweisungen zu geben und seinen Ausweichmanövern zu folgen.

Für ein erfolgreiches Miteinander ist es zudem unerlässlich, dass zwischen dem Blindenhund und seinem Halter eine enge Bindung besteht. Gelingt es im ersten Jahr des Zusammenlebens nicht, das entsprechende Vertrauen aufzubauen, ist der Alltag meist auf Dauer von Unsicherheiten geprägt.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass sich der Halter dauerhaft intensiv mit seinem Blindenführhund beschäftigt. Das gilt ganz besonders auch dann, wenn ein Partner ohne Handicap vorhanden ist, der die Betreuung des Tieres zum Teil übernimmt.

Nicht alle Hunde sind als Blindenführhund geeignet

Obwohl es prinzipiell keine Einschränkungen hinsichtlich der Rasse gibt, eignen sich längst nicht alle Hunde für die Ausbildung zum Blindenhund. Tiere mit einem hohen Aggressionspotenzial kommen generell nicht als Blindenführhund infrage. Zudem sollte die Schulterhöhe des ausgewachsenen Vierbeiners bei ungefähr 50 bis 65 Zentimetern liegen.

Neben Mischlingen werden insbesondere folgende Hunderassen zu Blindenhunden ausgebildet:

  • Deutscher Schäferhund
  • Golden Retriever
  • Labrador
  • Riesenschnauzer
  • Königspudel

Die Ausbildung zum Blindenführhund

Die Ausbildung zum Blindenführhund beginnt bereits im Welpenalter und ist erst nach rund 1,5 Jahren abgeschlossen.

Nachdem ihre grundsätzliche Eignung überprüft wurde, werden die künftigen Behindertenbegleithunde während ihres ersten Lebensjahres in einer sogenannten Patenfamilie untergebracht. Dort werden sie nach bestimmten Regeln aufgezogen und ihre charakterliche Eignung hinsichtlich Nervenstärke, Aggressionsverhalten und Jagdtrieb wird immer wieder auf die Probe gestellt.

Im Anschluss daran wird ihre Ausbildung für mehrere Monate durch einen professionellen Hundetrainer in einer speziellen Blindenführhundeschule fortgesetzt. In den letzten Wochen der Ausbildung lernt der Blindenführhund seinen zukünftigen Besitzer kennen und trainiert mit diesem gemeinsam. Erst wenn sichergestellt ist, dass Mensch und Tier miteinander zurechtkommen, bilden beide schließlich ein dauerhaftes Führgespann.

Das kostet die Ausbildung zum Blindenführhund

Die Kosten für fertig ausgebildete Blindenhunde liegen in der Regel zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Laut § 33 des fünften Sozialgesetzbuches gelten sie jedoch als sogenanntes Hilfsmittel. Sofern der Antragsteller die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt, werden die Anschaffungskosten daher von der Krankenkasse übernommen.

Voraussetzungen für die Anschaffung eines Blindenhundes

Um Anspruch auf einen Blindenhund zu haben, muss die Sehkraft des künftigen Besitzers unter fünf Prozent liegen. Zudem ist es erforderlich, dass er körperlich dazu in der Lage ist, den Hund zu führen und dass ausreichend Platz für die Haltung des Vierbeiners vorhanden ist.

Auch Blindenhunde gehen in den Ruhestand

Das Alter macht natürlich auch vor Blindenhunden nicht halt. Irgendwann werden die Tiere langsamer, die Gelenke beginnen vielleicht zu schmerzen und die Reaktionsfähigkeiten lassen nach. In Anbetracht der großen Verantwortung, die mit der Arbeit als Blindenführhund einhergeht, ist es daher irgendwann Zeit für den wohlverdienten Ruhestand.

In der Regel endet das Arbeitsleben eines Blindenhundes zwischen dem siebten und zehnten Lebensjahr. Wenn es soweit ist, kommt der treue Assistenzhund normalerweise in eine neue Familie. Dort darf er ganz Hund sein und seine Rente in vollen Zügen genießen.

Für seinen ehemaligen Halter ist es dann an der Zeit, sich an einen neuen Vierbeiner als Nachfolger zu gewöhnen.